|     Die hier in dieser Arbeit so genannte „Paradoxie der Differentialrechnung“ (oder auch die „Paradoxie Newtons“)  hat 1734 - also fast 50 
                                Jahre nach Newtons erster Ausgabe seines berühmten großen Werkes die „Principia“ 1686: “Philosophiæ Naturalis Principia Mathematica” 
                                - George Berkeley in seiner Schrift „The Analyst“  als ein Hauptargument gegen „den großen Autor der 
                                Fluxionen“, Newton, benutzt.                          Newtons Hauptwerk 1686                   George Berkeley (ca. 1734)    ein anglikanischer Bischof mit philosophischen Ambitionen, wollte damit zeigen, daß 
                                seine religiösen Glaubensvorstellungen mindestens ebenso respektabel seien, wie die Glaubensvorstellungen der damaligen antikirchlichen Aufklärer. Deren „aufgeklärte“ 
                                Weltsicht sah sich bestärkt in den Erfolgen der neueren mathematisch formulierten exakten Wissenschaft, vor allem der Mechanik und der Astronomie, die dem religiösen 
                                Obskurantismus mit seinen Glaubensdogmen (z.B. die Erde als Mittelpunkt des Kosmos) eine gehörige Grenze setzte. Dementsprechend waren für diese Aufklärer die neuen 
                                Heiligen solche „Geisteshelden“ wie Kopernikus, Galilei und vor allen anderen Newton.[1]    Der Angriff Berkeleys auf die Analytiker, also derjenigen, die das mathematische 
                                Instrumentarium der sich stürmisch entwickelnden exakten Wissenschaften, nämlich die „Analysis“ (bzw. „Infinitesimalrechnung“, oder „Differentialrechnung“) bereitstellten, 
                                und dabei der Vorstoß vor allem auf ihren berühmtesten Repräsentanten, Newton („the analyst“), war also ein gezielter Versuch, das gesamte geistige Gebäude der Aufklärung 
                                als dubios anzusehen - zumindest in den Augen der Kirchengläubigen.    (nächstes: Fortsetzung 03 - Berkeley)
                               
 
 [1] Rosenberger, S. 1: „Und wenn der Heide ARISTOTELES schließlich selbst in der christlichen 
                                Wissenschaft göttergleiche Autorität erlangte, so feierten die Anhänger  NEWTON´s ihren Meister nicht geringer als ein donum coeli, als einen Gottgesandten, bestimmt die Menschheit aus Nacht zum Licht zu 
                                führen.“   (Newton im Alter von 46, drei Jahre nach Beendigung der Principia. Portrait von Godfrey Kneller)
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